“Nichts tun, wenn man nichts tut” – dies ist die Kunst der Muße. Muße ist etwas, das in unser Zeit irgendwie verloren gegangen zu sein scheint. Meine Frau hat mir ein Link zu einem Zeit-Online Artikel gesendet – “Die Wiederentdeckung der Muße“. Der Artikel hat bei mir ein Surfabend zu diesem Thema eingeleitet, an dem ich Euch teilhaben lassen möchte.
Muße steht im Gegensatz zur Arbeit, die immer mehr Zeit unseres Lebens beansprucht. Aber Muße ist nicht einfach Freizeit, in der wir zwar nicht arbeiten aber auch in der Regel nicht nichts tun. Wir erholen uns zum Beispiel gezielt, um unsere Arbeitskraft wiederherzustellen – am besten mit Yoga, autogenen Training oder Wellness. Damit wir uns effizienter erholen – irgendwie paradox, wenn ich darüber nachdenke. Das Bundesministerium für Familie(…) hat den Begriff der Qualitätszeit eingeführt – für die Zeit, die wir es schaffen, uns in unserer Freizeit mit unseren Kindern zu beschäftigen. Bemerkenswert ist es, dass wir in unserer Gesellschaft ein neuen Begriff hierfür kreieren müssen.
Muße reicht von Nichtstun (aber eher Müßiggang) zu sich Zeit nehmen, um nachzudenken. Die Philosophen des klassischen Griechenlands und Roms haben sich viele Gedanken zur Muße gemacht. Besonders gefallen mir die Gedanken von Seneca. Diese hat er in der Schrift “Von der Kürze des Lebens” niedergeschrieben. Seneca (als Pseudonym) ist übrigens Stammleser bei plokr und hat mir das Buch schon mal empfohlen, nun habe ich es bestellt :-).
Das lateinische Wort für Muße ist otium und unter diesem Wort sammelt eine Initative zur Rehabilitierung von Muße und Müßiggang Texte, Gedichte und Geschichten. Besonders gefällt mir die Aussage Aristoteles: “Denn überall nach dem Nutzen fragen, ziemt sich am wenigsten für hochsinnige und freie Männer.” (aus: Politik, 1338b)
Zum Jahresbeginn habe ich Euch mit einem Carpe annum in Anspielung zum bekannten Carpe diem begrüßt, dessen Ursprung epikureistisch ist und somit im Gedanken nahe zu Seneca steht. Als wenn ich es geahnt hätte: Tut nichts!