Noch mehr Drucker

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag von SLA-Druckern berichtet habe, möchte ich heute meine aktuellen Neuzugang vorstellen – AMS. AMS steht für Automatic Material System und erlaubt ein automatischen Filamentwechsel bei FDM-Druckern.

Seit meinem letzten Beitrag habe ich nochmal meine 3D-Drucker ausgetauscht: Zum einem habe ich im SLA-Bereich auf 12K Auflösung aufgerüstet und einen Anycubic Photon Mono M5s gekauft. Die Auflösung ist echt beeindruckend und ich werde hierzu noch einen Beitrag schreiben. Den im letzten Beitrag vorgestellten FLSUN QQ-S habe ich mittlerweile verkauft und kurzzeitig ein Anycubic Kobra 2 gekauft, der eine schnelle Druckzeit aber für mich keine überzeugende Qualität hatte. Nun habe ich einen Bambu Lab A1 mit AMS Lite gekauft und bin überrascht von der hohen Qualität der Ausdrucke.

Bambu Lab ist ein recht neuer Herausforderer auf dem 3D-Druckermarkt und positioniert sich als günstige Alternative in Richtung der Hochpreismarken Ultimaker und Prusa. Fairerweise sollte man den chinesischen Hersteller mit anderen Anbieter aus dem unteren Preissegment vergleichen, wie Anycubic oder Creality. Die Test-Community ist voll mit Lob für die gute Druckqualität bei geringen Preis, aber auch mit kritischen Stimmen vertreten, da Bambu Lab sich nicht nicht korrekt an die genutzten Open Source Lizenzen und Regeln hält. Dies trübt das Bild des ansonsten guten Bildes.

Bambu Lab wollte anfänglich nur XY-Core Drucker anbieten wie die Drucker der X1 und P1 Serie, bietet nun aber auch mit der A1-Serie zwei Modelle als „Bettschubser“ zum günstigeren Preis an. XY-Core Geräte bewegen den Druckkopf auf einer Ebene (in X- und Y-Achse) und senken den Drucktisch (z-Achse) – so wie mein erster 3D-Drucker von Flashforge. Die A1-Serie – ähnliche wie der Anycubic Kobra 2, den ich besaß – bewegen den Druckkopf nur in der Druckebene auf einer Achse (x-Achse) und das Druckbett in die andere Richtung der Ebene (y-Achse). Der Druckkopf fährt während des Druckvorgangs nach oben (y-Achse). Diese Bauweise ist mechanisch einfacher zu realisieren und erlaubt höhere Druckgeschwindigkeiten.

Während im SLA-Bereich die Auflösung in 2023 ein Sprung gemacht hat, ist es beim FDM-Druck die Druckgeschwindigkeit: Mein Flashforge druckte mit gemütlichen 50-80mm/s, diese Druckgeschwindigkeit hat sich sehr lange als Standard gehalten. Der Deltaprinter von FLSUN erlaubt die doppelte Geschwindigkeit von 150mm/s und der Anycubic Kobra sogar 250mm/s. Der BambuLab – und andere Drucker dieser Generation – sind nun bei 500mm/s Spitzengeschwindigkeiten, Höchstgeschwindigkeiten andere Drucker können bei 600mm/s liegen. Diese Druckgeschwindigkeiten werden in der Praxis aber selten erreicht, da die Modelle dies nicht erlauben. Trotzdem sind die Druckzeiten merklich kürzer und erlauben so Modelle innerhalb eines Tages zu drucken, die vorher nur über Nacht (oder mehrere) möglich waren. Für mich eröffnet sich ein neues Druckfeld, da ich nur sehr ungern über Nacht drucke – immerhin arbeitet dann ein Gerät mit mehreren hundert Grad heizen Teilen.

Der Trick von Bambu Lab ist, dass sie die hohen Anforderungen an die Mechanik für einen schnellen aber qualitativ hochwertigen Druck durch „Intelligenz“ ersetzt haben. Während Ultimaker und Prusa höchste Qualität und geringste Fertigungstoleranzen in ihren Geräten garantieren, was den hohen Preis rechtfertigt, hat Bambu Lab Dronen-Ingenieure eingestellt, um mit Sensorik und kompensierender Echtzeitsteuerung, die Schwächen der Mechnanik herauszurechnen und auszugleichen. Die Qualität spricht für sich.

Der Hype um Bambu Lab wird aber durch das AMS-System begründet. Bambu Lab bietet für die XY-Core Drucker der X1- und P1-Reihen ein geschlossenes AMS und für die beiden A1-Drucker das offene AMS-Lite an. Dies erlaubt sehr bequem automatisch das Filament zu wechseln, nicht nur zwischen den Drucken sondern auch während eines Drucks.

Dies geschieht beim A1 problemlos und faziniert mich – ein kleines Wunder der Technik. Bei anderen Druckern muss man den Filamentwechsel manuell machen, was mehr und minder gut klappt. So verstand der Anycubic Kobra 2 nicht den Gcode (M600) hierfür und es gab auch keine Unterstützung am Display, was den Wechsel quasi unmöglich machte. Zu beachten ist jedoch, dass jeder Filamentwechsel Zeit kostet und auch Abfall produziert, da die Nozzlen jedesmal entleert und mit neuen Material gefüllt werden müssen. In dem Bild seht Ihr ein zweifarbiges Modell (Skyrim Quest Marker), das drei weiße Ebene hat. Hierfür werden sechs Layer zweifarbig und drei Layer oben in weiß gedruckt, was zu sieben Filamentwechseln mit entsprechenden Müll sorgt. Zu mehrfarbigen Druck werde ich nochmal getrennt schreiben.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden und positiv überrascht, welchen Fortschritt das FDM-Drucken in diesem Jahr gemacht hat. Druckt mehrfarbig!