Schlaues Haus

Hausautomatisierung ist der neue Trend. Apple bietet das HomeKit, Google möchte mit Google Home ins Haus und Amazon ist schon in vielen Häuser mit Alexa (Amazon Echo und Dot). Philips ist mit seinen vernetzten Leuchten (Philips Hue) bereits erfolgreich. Pioneer in der privaten Hausautomatisierung und gut geeinget zum Nachrüsten ist Homematic. Zu dem System gibt viele Webseiten mit Tipps und Tricks. Ein wachsender Funkstandard für Nachrüster in der Hausautomatisierung ist Z-Wave (Webpage, deutsches Forum).

Dies sind viele, untereinander nicht kompatible Lösungen, daher versuchen andere Unternehmen wie die Telekom mit Smart Home sich als System-Integrator zu positionieren.

Für unseren Neubau haben wir uns für KNX entschieden. KNX ist kein Anbieter sondern ein (Industrie-)Standard, der von hunderten von Firmen umgesetzt wird. Wir verwenden in unserem Haus Komponenten von Gira, Merten, ABB, Busch-Jaeger und Theben – alle arbeiten problemlos miteinander. Neben der Herstellerunabhängigkeit gibt es zwei weitere Hauptvorteile, die mich bewogen haben, mich für KNX zu entscheiden. Zum einem ist der Standard und die Technik nun über 25 Jahre alt und erprobt. Die Technologie wird vorrangig im professionellen Bereich (Hotels, Industrieanagen, Bürokomplexe) eingesetzt. Unser System läuft nun seit über zwei Jahren wartungs- und fehlerfrei. Zum anderen besitzt das System – anders als Homeatic, HomeKit und andere – keine zentrale Steuerungskomponente, die bei Ausfall das gesamte System außer Funktion setzt. Falls eine KNX-Komponente ausfällt, steht genau diese Funktionalität nicht mehr zur Verfügung und keine andere Funktionalität ist beeinträchtigt. Dies erhöht den WAF (Women Acceptance Factor) deulich.

Nachteile hat KNX natürlich auch. Zum einem ist der KNX-Bus kabelgebunden. Es gibt zwar auch Funkprotokolle, diese sind jedoch nicht hersteller-übergreifend standardisiert implementiert. Daher ist ein Nachrüsten von KNX schwierig. Dies ist beim Neubau keine Einschränkung. Zum anderen ist die Startinvestition höher, da die Kabel durch das gesamte Haus verlegt werden müssen. Die einzelnen Komponenten sind nach meiner Erfahrung jedoch nicht teurer wie bei anderen Lösungen (jedoch auch nicht günstiger). Schießlich ist für die eigene Programmierung der KNX-Komponenten eine spezielle – nicht freie – Software erforderlich, dessen Voll-Lizenz recht teuer ist: die ETS-Software, die aktuelle Version ist 5. Nach meinem Verständnis kann die Programmierung auch mit Steuerkomponenten, wie der Gira Homeserver, erfolgen. Erfahrungen habe ich damit jeodch kein.

Die ETS-Software gibt es in vier Versionen: Zum Ausprobieren gibt es die Demo-Version, die kostenfrei ist. Mit ihr können nur 5 Geräte pro Projekt verwaltet werden (viel zu wenig!).

Dann gibt es die Lite-Version. Diese kann ebenfalls kostenfrei erhalten werden und erlaubt bis zum 20 Geräte in einem Projekt. Hiermit schafft Ihr ein kleineres Haus oder Ihr müsst für die verschiedenen Anwendungsfälle unterschiedliche Projekte anlegen (z.B. eins für die Lichtsteuerung, etc.). Um die kostenlose Lizenz zu erhalten, müsst Ihr Euch registrieren und im myKNX-Bereich den eCampus besuchen. Nach Abschluß des Trainings erhaltet Ihr einen Gutschein für die KNX Lite. Dies soll sicher stellen, dass Ihr genug Wissen besitzt, um die Software auch sinnvoll einzusetzen.

Die „richtige“Lizenz ist die Professional (Volllizenz) die mit Hardware-Dongle geliefert wird. Sie ist recht teuer und kann von Zeit zu Zeit im Angebot günstiger erhalten werden. So bin ich an die Lizenz gekommen. Derzeit haben wir in unserem Haus ca. 35 verschiedene KNX-Geräte. Schließlich gibt es die Supplementary als Ergänzung zu einer Hauptlizenz (max. zwei) – hier könnt Ihr Euch mit Freunden zusammenschließen und die Kosten teilen.

Einen schönen Start in KNX habe ich auf MeinTechBlog gefunden. Bastler können auch mit KNX glücklich werden: Es gibt KNX-Blogs, z.B. KNX-Blogger, Schnittstellen für Linux (Rasberry Pi), Java, Arduino.

Mein Favorit ist jedoch openHAB. Dies ist eine Umgebung, in der verschiedene Protokolle zur Hausautomatisierung, Mediensteuerung und vieles mehr integriert und programmiert werden können. Zu openHAB werde ich (irgendwann) noch einen eignen plokr schreiben. Die Alternative zu openHAB ist FHEM.

In unserem Haus steuern wir derzeit mit KNX das Licht, die Jalousien, das Türschloß, das Vorgebäudetor und den Hauptwasseranschluß. So sind die Jalousien mit der Wetterstation verbunden und werden automatisch bei Wind hochgefahren – ebenso wenn die Rauchmelder Alarm geben. Das Außenlicht wird durch die Zeituhr geschaltet und bestimmte Leuchten (an „Lampenkreuzungen“) werden in mehreren Stromkreisen geschaltet, was mit einer konventiellen Verkabelung nicht realisierbar wäre. Weitere Funktionen werde ich in Zukunft vorstellen. Macht Eurer Haus schlau!

 

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